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Minus 79 Grad und sechs Beine

Eine Wiener Firma will mit einem neuen Luftschacht-Roboter am internationalen Reinigungsmarkt punkten.
Wien. Laut Gesetz müssen Lüftungsanlagen in Gebäuden regelmäßig gereinigt werden. Das ist vor allem in Krankenhäusern, aber auch in Gaststätten wichtig. Konkret verpflichtet die Arbeitsstättenverordnung dazu, "die Klima- und Lüftungsanlagen in hygienisch einwandfreiem Zustand zu halten". "Dabei geht es einerseits natürlich darum, Mitarbeiter und in Krankenhäusern auch Patienten zu schützen, andererseits verursachen dreckige Schächte nicht nur mehr Keimbildung, sondern erhöhen auch die Brandgefahr in den Gebäuden", sagt Cornel Huber, Vertriebsleiter der Firma Dry Ice. Das Unternehmen im 9. Bezirk versucht seit kurzem, mit einem speziellen Trockeneis-Reinigungs-Roboter am internationalen Reinigungsmarkt zu punkten.

Vor allem in Gaststätten würden sich in den Schächten Fette festsetzen und die seien sehr leicht entzündlich - aber nur schwer zu entfernen. Derzeit gebe es keine effiziente Methode, um Lüftungsschächte zu reinigen. "Es gibt Roboter, die mit Besen arbeiten und den Dreck quasi zusammenkehren. Aber da auch Fette in den Schächten sind, wird der Schmutz nur verschmiert", sagt Huber. Teilweise werden auch Arbeiter hineingeschickt, um die Schächte zu reinigen, aber das funktioniere auch nicht gut. Andere Firmen reinigen mit chemischen Putzmitteln und das sei gesundheitsschädlich. "In Krankenhäusern ist das natürlich verboten, aber gerade dort ist es besonders wichtig, dass die Schächte gereinigt sind, damit nicht noch mehr Bakterien und Keime in der Luft sind", erklärt Huber.

Die einzige Lösung für dieses Problem sieht Huber - natürlich auch im eigenen Interesse - in der Trockeneis-Reinigung. Eine Methode, um umweltfreundlich und ohne chemische Stoffe Schmutz zu entfernen: Mit nahezu Lichtgeschwindigkeit sprüht ein aufwendig konstruierter Roboter minus 79 Grad Celsius kaltes Trockeneis auf verschmutzte Stellen in Lüftungsschächten, Hausmauern oder Autos. Der Schmutz gefriert und bricht einfach weg.

"Das Trockeneis löst einen thermischen Schock aus, das heißt, dass der Schmutz durch die Kälte gefriert. Der Stoff selbst sieht aus wie Schnee. Erst bei einem genaueren Blick erkennt man, dass jedes einzelne Stück Trockeneis eine Größe von rund drei Millimetern hat und zylinderförmig ist", so Huber.

Roboter um 200.000 Euro
Vergangenen September hat das Unternehmen den Roboter für die Spezialsäuberung der Lüftungsschächte um 200.000 Euro gekauft. Entwickelt wurde das Gerät in der Tschechischen Fakultät in Prag. "Wir haben sehr viel von unserem privaten Geld investiert und keinen Kredit von der Bank aufgenommen", sagt Huber. Die Firma Dry Ice hat sich die Rechte auf dem Markt gesichert. "Jeder, der das Gerät in Europa kaufen möchte, kann das nur über uns tun", sagt Huber. Aber das sei nicht das primäre Ziel, sie wollen Dienstleistungen anbieten.